Abschied von Dickerle
In seinem Sarg liegt unser kleiner Dicker. Er sieht noch unverändert, wie lebendig aus. Ich würde wirklich alles dafür
geben, stände er auf und käm gesund heraus. Jedoch ich weiß, zu Ende ging sein Leben. Auch für ihn kann es nur das Eine geben. Er kommt nie wieder, ist es auch für mich ein Graus.
Er hat sein
Leben hier verbracht im Walde. Nichts schön’res kann’s für einen Kater geben. Er war so frei und tat nur was er wollte und so verbrachte er sein ganzes Leben. Jedoch er kannte nicht
menschliche Liebe. Seit er uns kennenlernte, hoffte er, dass es so bliebe. Ihm das zu geben, das war unser ganzes Streben.
Erst kamen wir nur jede zweite Woche in den Wald. Er hat es im Gefühl
gehabt, an welchem Tag wir kommen. Er hat gewartet schon auf seinem Berg. Kamen wir an, kam er gerannt, er konnt’s kaum fassen. Er hat geschmust, sobald wir auf ihn trafen und jede Nacht in meinem
Bett geschlafen. Nach einer Woche mussten wir ihn dann verlassen.
Die Zeit verging, wir zogen hier in eine Wohnung. Der Dicke konnte dieses Glück kaum fassen. Er zog gleich mit bei uns ein, als
Belohnung. Von da an haben wir ihn nie alleine mehr gelassen. Er schlief von da an jede Nacht in meinem Bett, als wenn es für ihn nie was anderes gegeben hätt. Was dann kam, kann bis heute ich nicht
fassen.
Er war für mich mein lieber kleiner Freund. Ich habe alle Sorgen ihm berichtet. Er lag auf meinem Bauch und hat mir zugehört Und hat auf jegliche Kritik an mir verzichtet. Er war schon alt
und krank und furchtbar schwach. Ich habe manche Stunde nachts bei ihm gewacht, bis die Erkenntnis sich bei mir verdichtet,
dass er dabei war, Abschied nun von uns zu nehmen. Am letzten Tag konnt er
schon nichts mehr essen. Er hat gezeigt, wir sollten uns nicht grämen, dass seine Zeit nur noch ganz kurz bemessen. Er war ein Kater stets der leisen Töne. Nun denken wir an ihn und alles Schöne Und
werden unser Dickerle nie mehr vergessen.
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