Abschied vom Mäuslein
Sie liegt so ruhig, ganz entspannt auf ihrem Plätzchen. Man möchte glauben, sie
wär‘ müde nur. Sie ist vom Wesen her ein zartes Schätzchen. Das Bild wirkt erst mal wie Entspannung pur.
Streich ich ihr übern Kopf, dann schnurrt sie leise. Ich weiß genau, was bald schon folgen muß. Sie ruht sich aus für ihre letzte große
Reise und jeder Blick von ihr ist wie ein Abschiedsgruß.
Bei’m Mäuslein liegt das liebe kleine Flöckchen, die stets nur spiel`n und balgen hat im Sinn. Sie liegt ganz ruhig und sie leckt ihr
über’s Köpfchen. So etwas tat sie niemals bis dahin.
Ach liebes Mäuslein, noch bist du am Leben, noch kann ich streicheln dein so weiches Fell, noch kann ich dir die schönsten Leckerbissen
geben. Warum, warum läuft nur die Zeit so schnell?
Ich weiß, ich kann die Zeit doch nicht anhalten. Ich seh dich müde hinkend durch die Wohnung geh‘n . Ich weiß, ich kann dich nicht bei mir
behalten. Ach lieber Gott, kannst du sie mir auch nicht erhalten, so laß es bitte heut noch nicht gescheh'n!
Der liebe Gott hat noch ein Jahr gegeben. Doch auch ein Jahr vergeht schnell wie der Wind. Es ging zu Ende, unsres Mäusleins Leben. Ein zweiter
Aufschub ward uns nicht gegeben. Es bleibt der Stoff, aus dem Erinnerungen sind.
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